Ukraine Hilfstransport 4.0

Nach drei sehr gesegneten und bewahrten Hilfstransporten in die Ukraine durften wir zu einer erneuten Fahrt aufbrechen.


Vollgeladen mit ca. 90 Tonnen Hilfsgütern, Lebensmitteln, Trinkwasser, Weihnachtsgeschenken, Notstromaggregaten und viel evangelistischer Literatur starteten wir aus Hagen und Weitefeld am 16.12.2022 mit vier LKWs in Richtung Ukraine. Der Konvoi setzte sich aus drei LKWs von unserem engagierten Freund Musafa Celik und einem LKW von der Firma Pfau zusammen. Das Team bestand aus Mustafa, Samuel und Bennett, Christoph und Richard sowie Benny und Johann.

Nach zwei Tagen Fahrt erreichten wir gegen späten Abend die rumänisch – ukrainische Grenze – das erste große Etappenziel. Zwei Brüder – Petru und Mihai, die als Übersetzer und Kontaktpersonen schon seit Beginn mit großer Hingabe dabei waren, begleiteten uns ab der Grenze.

Wir durften schon bei der Überfahrt mit der Fähre Gottes gewaltiges Eingreifen erleben. Nach der rumänischen Zollabfertigung mussten wir um sechs Uhr morgens auf die Fähre, die eigentlich nur für Tanklaster reserviert war. Auf die Fähre passen genau 18 LKWs. Der Herr schickte 14 Tanklaster, sodass wir mit unseren vier LKWs auch noch mitfahren konnten. Wir waren sehr müde nach der langen Nacht, aber sehr froh, über diese wunderbare Führung des Herrn.

Gegen 17 Uhr erreichten wir Odessa. Es wirkte schaurig, denn die Straßenbeleuchtung fehlte. Fußgänger liefen mit Taschenlampen durch eine dunkle Stadt, die fast eine Millionen Einwohner hat. Wir luden in einem Hinterhof ca. ½ LKW in einer Halle ab, wo Taschen gepackt wurden, die dann direkt an die Bedürftigen weiter Richtung Konfliktlinie gingen.

Nach einer ruhigen Nacht ging es weiter Richtung Mykolajiw. Dort sahen wir wieder, was es bedeutet in einer Kriegsregion unterwegs zu sein: Straßensperren, begrenzte Spritausgabe und beschädigte Häuser.

Hier trennten sich die LKWs. Ein kompletter LKW sowie die Literatur wurden in zwei Gemeinden in Mykolajiw abgeladen. Die beiden anderen LKWs fuhren weiter Richtung Cherson.

Nach weiteren Straßensperren und einer sehr schlechten Straße (die bis vor Kurzem als Frontlinie des Krieges galt) erreichten wir Cherson. 300.000 Menschen lebten einst in der Stadt. Jetzt, so sagte uns der Bruder, seien noch weniger als 100.000 Menschen dort. Die Stadt, die vor ca. einem Monat noch unter russischer Herrschaft stand. Am Straßenrand sahen wir geplünderte Tankstellen, zerstörte Häuser sowie einen völlig abgebrannten LKW und Mienensucher, die unterwegs waren, um Blindgänger zu suchen.

Am Abladeort – eine alte Schreinerei – begrüßten uns Geschwister und Einheimischen, die beim Abladen von 1,5 LKWs halfen. Es war spannend zu sehen, wie hier wildfremde Menschen Hand in Hand arbeiteten und die LKWs sich leerten. Beim Abladen und generell in der Zeit in der Ukraine hörten wir immer wieder laute Explosionen.

Gegen 17 Uhr ergab sich die Möglichkeit, direkt vom LKW an ca. 300 Leute die mitgebrachten Konserven zu verteilen. Ein für uns emotional sehr aufregender Augenblick, denn wir durften sehen, wie Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Nach ca. 1,5 Paletten Doseneintopf waren alle versorgt und viele Weihnachtsgeschenke konnten wir an Kinder überreichen.

Die Geschwister luden uns zum Abendessen und einer Dusche ein. Das war nach vier Tagen Fahrt eine echte Wohltat. Obwohl wir kein Wort verstanden, war diese Zeit sehr gesegnet. Die Brüder sagten uns, dass der Beschuss gegen 2.30 Uhr deutlich zunehmen würde. Doch im gleichen Atemzug erinnerten sie uns daran, dass wir keine Angst haben müsse, da wir in der Hand Gottes sind.

Gott ist groß, denn in dieser Nacht fiel der Beschuss auf Cherson Stadt quasi aus. Am Folgetag erlebten wir, was mit unseren Lebensmitteln in Kürze geschehen sollte. Eine ¾ LKW-Ladung wurde nach einem Gottesdienst, der mit ca. 500 Leuten besucht war, abgeladen. Eine Jugendgruppe aus Kiew gestaltete mit großem Einsatz den überfüllten Gottesdienst. Im Angesicht des Krieges und den Explosionen in der Ferne wurde das Evangelium klar und deutlich gepredigt und
die Leute hörten zu. Im Anschluss war dann die Lebensmittelverteilung. Diese Gemeinde steht als Beispiel für viele Gemeinden in der Ukraine. 28 von ca. 130 Gliedern sind geblieben. Sie organisieren die Gottesdienste und verteilen die Lebensmittel vor Ort und in die umliegenden Dörfer. Es erinnert an das, was der Herr Jesus in Matthäus 9,36-38 sagt: „Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und hingestreckt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Dann spricht er zu seinen Jüngern: Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende.“ Lasst uns beten für unsere Geschwister vor Ort!

Mit diesen Eindrücken fuhren wir noch weitere Krankenhäuser, Gemeinden und Adressen ab und brachten Geschenke, Lebensmittel und Hilfsgüter an die Stellen, wo sie gebraucht wurden. Am 22.12.2022 um 01.00 Uhr kam dann die Nachricht „Job done“ – alles war verteilt, alle Stellen angefahren. Rückweg!

Unser Gott war gut zu uns, er segnete die Rückfahrt, alle Grenzübertritte und machte uns ein großes Geschenk zu Weihnachten. Am 24.12 erreichten wir alle unsere Familien in der Heimat. Die Freude war groß!

In derselben Stunde erreichte uns auch die Nachricht, dass der Beschuss auf Cherson stark zugenommen hatte und es wieder Opfer gab. Gott ist gut und Gott versorgt die Seinen! Wären wir nur etwas später losgefahren, wäre unsere Lieferung nach Cherson nicht mehr möglich gewesen.

Eine zweite Nachricht erreichte uns im Gottesdienst. Die gesamte IT an der gesamten Grenze der Ukraine war kurz nach unserem Übertritt zusammengebrochen. Eine Ausreise wäre ebenfalls nicht mehr möglich gewesen. So durften wir in den großen und kleinen Dingen erleben, wie der Herr uns begleitet, geleitet und bewahrt hat.

Bis heute sind Geschwister vor Ort, um die Menschen in Cherson und Umgebung zu versorgen und Gottes rettende Botschaft weiterzugeben. Lasst uns nicht müde werden und weiter für sie beten!

Wir bedanken uns ganz herzlich für alle Gebete und alles Mittragen sowie für eure finanzielle Unterstützung ohne die diese Fahrten nicht möglich waren.