„Aufbau – statt Abriss.“ Ostern in Betania 2017

Die Fahrt nach Bârlad in Rumänien stand in diesem Jahr unter dem Motto „Aufbau – statt Abriss“. So wurden für die Kinder in Betania eine Boulderwand und diverse Spielgeräte aufgebaut. Die Planungen im Vorfeld gestalten sich spannend und waren von vielen ungeahnten Wendungen begleitet, da noch niemand von uns bisher so ein Projekt verwirklicht hatte. Materialen wurden gesucht und erprobt, da sie den verschiedensten Wetterbedingungen standhalten und robust genug sein sollten, lange bespielt zu werden. Nachdem feststand, was wir benötigten, suchten wir noch Sponsoren, da das Projekt recht kostenintensiv war und die gekauften Siebdruckplatten, Gummimatten und Spielgeräte machten sich vorab per LKW auf den Weg.

Am 13.04. fuhren wir zu acht aus Deutschland los und kamen trotz Stau nach fantastischen 27 Stunden Freitagabends in Betania an. Mit großem Respekt und Freude begutachteten wir die super Vorarbeit der Mitarbeiter des Kinderheims, die den Stahlrahmen und die Fundamente perfekt in Waage gelegt hatten. Den Folgetag nutzten wir zur Erholung und veranstalteten wie in den letzten Jahren eine Osternester-Suche für die Kinder. Am Ostersonntag besuchten wir die örtliche Gemeinde und wurden wieder sehr liebevoll willkommen geheißen. Es ist schön, wie herzlich Gemeinschaft mit anderen Christen sein kann, obwohl man sich sprachlich so gut wie gar nicht versteht. Ostermontag war noch Feiertag, den wir „gezwungenermaßen“ auch noch stillhalten mussten, was uns nicht leichtfiel, da wir etwas mit Ungeduld und Unsicherheit ob des Verlaufs der Arbeiten am Projekt zu kämpfen hatten. So begannen wir mit Vorarbeiten im Gemeinschaftsraum des Kinderheims und versuchten nicht zu viel Lärm zu machen.

In den folgenden Tagen wurden die Siebdruckplatten an beschädigten Stellen imprägniert, Löcher für die Griffe gebohrt und versiegelt, Einschlagmuttern eingeschlagen und parallel die Folien für das Design bemalt und zugeschnitten. Die Kinder kamen auch zu Besuch und beteiligten sich am Bemalen der Folien.

Am Dienstag begannen wir dann damit die Grasnarbe abzutragen und eine Grundlage mit Kies zu schaffen, damit wir die Gummimatten vor das Gerüst legen konnten. Sie sollen die Verletzungsgefahr bei Stürzen minimieren. Zusätzlich wurden in Zusammenarbeit mit den technischen Mitarbeitern des Kinderheims die Fundamente für die Spielgeräte ausgehoben und die Hülsen einbetoniert. Wir waren beeindruckt von der Improvisationsfähigkeit, die teilweise gefordert war. War etwas an Material nicht vorhanden, wurde es einfach fix geschweißt oder anderweitig ersetzt. Die Frauen begannen parallel dazu die einzelnen Siebdruckplatten mit einer Weltkarte aus Folienstreifen zu versehen. Dazu wurden die Platten vor eine Wand im Gemeinschaftsraum gestellt und die Umrisse der Kontinente mittels Beamer und Kreide vorgezeichnet, um anschließend mit den Folienstreifen beklebt zu werden. Dies war eine ausgesprochen aufwändige Arbeit, die aber mit großem Eifer und Durchhaltevermögen erledigt wurde. So konnten am Dienstagabend schon die ersten zwei Siebdruckplatten angebracht und mit Griffen bestückt werden. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns der kommende Wetterumschwung mit Schnee, Regen und Kälte angekündigt, was zu Unsicherheit führte, ob wir das Projekt fertigstellen könnten. Trotzdem entschieden wir, gründlich vorzugehen und nicht aus Sorge das Design zu vernachlässigen.

Am Donnerstag begann es dann heftig zu schneien und kalt zu werden. Die fehlenden zwei Siebdruckplatten konnten noch nicht angebracht werden, da die Mitarbeiter des Kinderheims, deren Support wir benötigten, erst freitags dazu Zeit hatten. In der Nacht zum Freitag verschlechterte sich das Wetter dann so stark, dass aufgrund des nassen Schnees überall im Umkreis von Bârlad Telefon- und Stromleitungen von umfallenden Bäumen heruntergerissen wurden. Dadurch fiel in der ganzen Stadt der Strom aus, was zur Folge hatte, dass auch keine Heizung, kein Wasser, kein Gas etc. vorhanden war. Trotzdem machten wir uns morgens zusammen im Schneetreiben daran die oberen zwei Platten anzubringen. Dies stellte sich als ziemlich gefährlich und kaum kalkulierbar heraus, da der Wind uns einmal eine Platte aus den Händen wehte und sie nur durch Gottes Bewahrung niemanden schwer verletzte und ganz blieb. Auch an dieser Stelle funktionierte die Zusammenarbeit mit den örtlichen Mitarbeitern super und ohne sie wären wir aufgeschmissen gewesen. Im Anschluss gab es heißen Tee in einem der Häuser, wo die Kinder wohnen. An dieser Stelle ist anzumerken, dass wir auch in diesem Jahr wieder köstlich und großzügig von den Köchinnen des Kinderheims versorgt wurden. Danke! Da es im Haus zusehends kälter wurde und wir die Boulderwand fertig gestellt hatten, beschlossen wir noch freitags am späten Nachmittag zurück nach Deutschland zu fahren.

Und so nahm der wundersame Freitag, wie schon morgens durch die Bewahrung erlebt, seinen Lauf…

Als wir keine zwei Stunden unterwegs waren, begann die Batterieleuchte des VW-Busses zu leuchten und uns schwante böses. Ein Anruf bei unserem Kontakt in Weitefeld organisierte uns einen sachkundigen Mechaniker in Brașov, wo wir nach einigen Gebeten und teilweisem Erlöschen und wieder Angehen der Batterieleuchte um ca. 21 Uhr ankamen. Dort wurde uns eine defekte Lichtmaschine und nur noch 11 Volt Restkapazität diagnostiziert. Die Motorkohlen sollten ausgetauscht werden, waren aber erst am nächsten Tag verfügbar. An eine Weiterfahrt war so nicht zu denken. Dem netten jungen Mann fiel dann noch ein, dass er einen Freund hatte, der möglicherweise helfen könnte und wir fuhren mit gerade noch startendem VW-Bus dorthin. Es stellte sich heraus, dass dieser spezialisiert war, Lichtmaschinen, Batterien und so weiter zu reparieren und wundersamerweise in seinem zum Materiallager umfunktionierten Kofferraum Motorkohlen für unseren VW-Bus hatte. Nach einer Stunde Schrauberei, Improvisation von nicht passenden Steckverbindungen, viel Hoffen und Bangen konnten wir dann mit dem Ratschlag, wenig elektrische Verbraucher zu benutzen, weiterfahren. Kurzum: Die Lichtmaschine hielt den ganzen Weg und wir stellten im Nachhinein fest, dass Gott alles wunderbar geführt hatte, denn wären wir wie geplant Samstagmorgens gefahren, hätten wir den Defekt evtl. erst Nachts in Ungarn festgestellt und wären vermutlich liegen geblieben. Wir hätten auch nicht viel später in Brașov ankommen dürfen, denn die Beleuchtung wäre ausgefallen. So perfekt hat Gott alles geplant und als Sahnehäubchen durften wir trotz 1,5 Stunden Reparaturzeit in unfassbaren 25 Stunden wieder Zuhause sein.

Ich möchte an dieser Stelle unserem Vater im Himmel für die Bewahrung, die Hilfe und Liebe, die er uns gezeigt hat, danken. Danken möchte ich auch den fleißigen Mitarbeitern im Kinderheim, den lieben Autoschraubern, die sich für uns den Abend um die Ohren geschlagen haben und meinen Mitfahrern, die diese Abenteuerreise zu einem gelungenen Ganzen haben werden lassen.

Besonderer Dank gilt auch allen Betern, die uns mit ihrer Treue getragen haben. Nicht zuletzt danken wir auch den lieben, freudigen und großzügigen Spendern, die die Boulderwand erst ermöglicht haben. Wir hoffen, dass sie den Kindern in Betania lange Freude bereitet.