Ein Reisetagebuch

Der Bericht einer Rumänienreise von Markus S.

LKW: Rainer K., Markus A., Thomas, Reinhard
VW-Bus: Peter, Niklas, Markus S., Johanna, Ann-Kristin, Jan

Freitag

Start um 14:45 in Herdorf mit zwei Renault Magnum Sattelzügen und einem VW-Bus. Gleich nach dem Start hatten wir den ersten unfreiwilligen Aufenthalt. Bei der Durchfahrt durch eine Baustelle in Neunkirchen zerstörte ein hochschlagender Gullideckel bei einem unserer LKW eine Batterie, den Tank, sowie diverse Halterungen und Abdeckungen. Nachdem eine neue Batterie geholt, eingebaut und die sonstigen Schäden provisorisch behoben waren, konnten wir nach einer fünfstündigen „Pause“ endlich weiterfahren. Die weitere Fahrt verlief sehr gut und störungsfrei. In Geiselwind wurde dann die erste Rast eingelegt, wo wir uns sehr erfolgreich an der Vertilgung von Radkappen (Pizza) und Tomatensuppen beteiligten. An den Grenzen gab es keinerlei Probleme, sodass wir zügig voran kamen.

Samstag

Die LKW-Mannschaften parkten zum Einhalten der vorgeschriebenen Pausen und zur Übernachtung an einem rumänischen Rasthaus. Die Busmannschaft hatte den großen Vorteil, drei Fahrer an Bord zu haben und konnte bis Mosna weiterfahren, wo sie am Samstagabend eintraf und ihnen –wie immer- ein überaus herzlicher Empfang bereitet wurde. Für Johanna und Ann-Kristin hatte die Reise hier ein vorläufiges Ende. Sie wollten sich einige Tage mit Heinz‘ und Petras 29 Kindern beschäftigen.

Sonntag

Die LKW-Fahrer brachen nach Sighisoara (Schäßburg) auf, wo wir uns zur gemeinsamen Weiterfahrt nach Bârlad treffen wollten. Die „Busfahrer“ hatten nach einer erholsamen Nacht in Mosna noch Gelegenheit, die  Gemeinschaft der Mosnaer Geschwister in Anbetung und Predigt zu genießen, bevor sie sich dann ebenfalls auf den Weg zum Treffpunkt machten. Unterwegs wurde es nochmal richtig spannend. Die Polizei hinderte uns an der Weiterfahrt, weil eine Brücke auf unserer gewohnten Strecke für LKW gesperrt war. Ein Umkehren hätte unseren Reiseplan extrem durcheinander geworfen. Deshalb waren wir alle sehr dankbar, dass wir nach intensivsten Verhandlungen (Rainer K. ist darin wirklich sehr begabt!), Zahlens einer „Sondermaut“ und sicher nicht zuletzt dank diverser Stoßgebete doch noch weiterfahren durften. Am späten Abend trafen wir dann in Bârlad ein, wo wir bereits von der Reisegruppe um Rainer W. aus Engelskirchen und den beiden FSJ-lern Jaqueline und Tabita aus Schoppen erwartet wurden.

Montag

Nach dem Frühstück stand der ausgiebige Besichtigungsrundgang an. Dabei besuchten wir auch die Bäckerei und Daniel, den Bäcker. Er macht da einen sehr guten Job. Keine so guten Nachrichten gibt es von einem Mädchen, welches sich, aus bislang unerfindlichen Gründen, in psychiatrische Behandlung begeben musste. Die Kinder und Jugendlichen brauchen unser Interesse und unsere sozial-diakonische Hilfe. Sie brauchen aber zuallererst unsere Gebete! Dabei kann nun wirklich jeder mitarbeiten. An diesem Tag wurden auch die LKW entladen. Anschließend stand noch die Lackierung der Rücktüren an einem unserer LKW-Auflieger auf dem Plan, sowie längere und sehr gute Gespräche mit Florin. Am Abend besuchten Peter, Reinhard und Rainer W. die Familie Lucian und Ligia mit Tochter Emma in ihrer neuen Stadtwohnung. Ligia war bis im Frühjahr 2009 Leiterin des Kinderheims und hat sich um die Arbeit sehr verdient gemacht.

Dienstag

Unser zweiter Tag in Barlad. Am Vormittag hatten wir noch einen weiteren Austausch mit Florin, während die LKW-Männer ihre Fahrzeuge schonmal auf die Rückreise vorbereiteten. Für den Nachmittag war –trotz Regen- die große Obstbaumpflanzaktion der Gruppe aus Engelskirchen angesagt, an der sich auch „unsere Kinder“ beteiligten. 40 verschiedene Obstbäume, die eine großzügige Schwester gespendet hatte, wurden mit tatkräftiger Unterstützung der Betania-Mitarbeiter fachmännisch in den Bârlader Boden eingepflanzt. Anschließend nutzten wir die restliche Zeit für einen Stadtbummel und einige kleine Einkäufe. Seitdem es auch in Bârlad eine PLUS-Filiale gibt, hat das Einkaufen seinen besonderen Reiz eigentlich verloren. Aber es war erschreckend, auf Kunden zu treffen, deren Geld wirklich nur für Wasser und Brot ausreicht. Das macht uns andererseits wieder neu dankbar! Den Abend ließen wir in gemütlicher Runde ausklingen.

Mittwoch

Da wir aufgrund der Brückensperrung für den Weg nach Mosna unsere Route ändern mussten, starteten wir zeitig nach dem Frühstück. Der Weg führte uns über Comanesti, wo es vor einigen Jahren zu verheerenden Überschwemmungen gekommen war. An einigen Stellen waren die Spuren der Verwüstung noch immer unübersehbar. Der weitere Streckenverlauf führte uns aber auch durch traumhaft schöne Landschaften und über Berge, in welchen uns der Schnee schonmal einen Vorgeschmack auf den Winter gab.

Donnerstag

Heute müssen auch unsere beiden Mädchen wieder „einpacken“. Nach dem Mittagessen fuhren wir los. Wir als Busmannschaft fuhren zunächst nach dem alten Hermannstadt, der Kulturhauptstadt Europas 2007. Es ist unglaublich, wie sich diese Stadt unter ihrem deutschen Bürgermeister Klaus Johannis weiterentwickelt hat. Die Besichtigung der Altstadt und des Marktes sind ein absolutes Muss! Die Weiterfahrt Richtung Grenze unterbrachen wir dann nochmal in Miercurea Sibiului (Reussmarkt). Hier wohnt eine alte Schwester mit ihrem (noch) ungläubigen Mann, die wir bereits mehrfach während der Rückreisen aufgesucht hatten. Es ist äußerst ergreifend, mal hinter die Tore und Kulissen zu sehen und festzustellen, wie einfach und bescheiden und dabei doch dankbar und fröhlich diese beiden kranken alten Menschen dort leben und sich zugleich rührend um Gastfreundschaft bemühen.

Freitag

Die weitere Heimreise bot – abgesehen von der Passage einer dickverschneiten Passstraße – wenig Aufregendes. Hinter der rumänisch-ungarischen Grenze trafen wir dann auf unsere LKW’s. Sie hatten den Trip über Hermannstadt aus Fahrzeitgründen nicht mitgemacht und waren von Mosna aus direkt zur Grenze gefahren. Leider mussten sie noch eine mehrstündige Pflichtpause abwarten. Deshalb trennten wir uns dort von ihnen und fuhren mit dem VW-Bus voraus. Das Wetter war überwiegend regnerisch, auf den Höhenlagen gelegentlich mit Schnee vermischt. Dennoch ist unsere gesamte Reisegruppe komplett gesund und wohlbewahrt angekommen. Abgesehen von den Startschwierigkeiten gab es keine technischen Pannen mehr. Es bleiben schöne Erinnerungen an und Dankbarkeit für gute Gemeinschaft, gute Begegnungen, Gastfreundschaft, gute Entwicklungen bei den Kindern in Betania und Mosna, Bewahrung, Freude, gesundes Heimkommen… aber auch Erinnerungen an Leid, Elend, Armut, Krankheit, Schmutz und unendlich viele Menschen, die Gott nicht wirklich kennen. Neben aller Freude und allem Dank bleibt uns am Ende dieser Reise zum wiederholten Mal die Erkenntnis, dass es mehr denn je dran ist:

„Friede euch! Gleichwie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch.“ (Joh.17,18)
„… solltest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmt haben, wie auch ich mich deiner erbarmt habe?“ (Mt 18,33)
„… betet dabei zu jeder Zeit mit jeder Art von Gebeten und Bitten in der Kraft des Heiligen Geistes, und seid dabei wachsam und hört nicht auf, für alle Gläubigen zu beten.“ (Eph 6,18)
„Der Sohn des Menschen ist gekommen, das Verlorene zu erretten.“ (Mt 18,11)