Zwei Krankenwagen auf dem Weg nach Rumänien

Tankanzeigen sind eine von den Erfindungen, die heute so selbstverständlich sind, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, wie man ohne sie dastünde. Allerdings muss man bedenken: soviel verschiedene Autotypen es gibt, so unterschiedlich genau sind auch diese Anzeigen. Das merkt man aber erst wenn der Motor stottert …

Aber nun der Reihe nach.

Das Deutsche Rote Kreuz hatte im Oberbergischen Land zum Ende 2011 zwei in die Jahre gekommene Krankenwagen ausgemustert. Sie hatten kaum Kilometer auf dem Tacho (35- bzw. 57-tausend Kilometer), entsprachen aber nicht mehr dem deutschen Standard. Ein befreundeter Autohändler informierte uns – die BMO – davon und fragte, ob wir Interesse für Rumänien daran hätten. Auch heute, über 22 Jahre nach der Revolution und dem Ende des Chauchesku-Regimes, ist die Not in diesem Land immer noch sehr groß. Deshalb sagten wir sofort zu.

Wir ließen den Bürgermeister von Bârlad fragen, ob er für das örtliche Krankenhaus die Krankenwagen brauchen könne. Diese sollten dann mit der jährlich zu zahlenden Pacht für das Gelände des Kinderheimes „Betania“ verrechnet werden. Nach einigem Hin und Her sagte er zu. So legten wir die Überführungsfahrt auf den 6. – 14.02.2012 fest und reichten entsprechend den Urlaub zur Genehmigung ein. Bisher glich der Winter ja auch eher eine kalte Regenzeit, es schien alles ganz einfach. Aber dann kam doch alles anders als gedacht.

Eine Kältewelle erreichte ganz Europa und auch im Westerwald, von wo die Überführung starten sollte, fiel das Thermometer auf unter – 15 Grad Celsius. Dann gab es Schwierigkeiten bei der Anmeldung eines Krankenwagen und wegen der extremen Wetterverhältnisse entschieden wir uns bei einem Wagen einen Satz neuer Winterreifen zu montieren. Natürlich wissen wir, dass wir auf die Bewahrung unseres guten Gottes angewiesen sind, dem gegenüber steht aber unser verantwortliches Handeln, soweit dies möglich ist.

So starteten wir also erst mit einem Tag Verspätung, morgens gegen 3:00 Uhr am 7. Februar. Das heißt: wir wollten starten. Aber bei dem starken Frost in der Nacht hatte Krankenwagen Nr. 1 (Fahrer Lothar) keine Lust zu starten. Der Anlasser war eingefroren; da hilft dann auch die beste Batterie nichts. Aber kein Problem, das Abschleppseil lag griffbereit in Krankenwagen Nr. 2 (Fahrer Rainer). Irgendwann vor Frankfurt waren die Wagen dann auch innen schön warm und die Fahrt begann richtig Spaß zu machen.
Ca. 20 km vor der Grenze nach Österreich machten wir eine kleine Pause, kauften die Autobahnvignetten für Österreich und fuhren dann weiter, inzwischen hatte es begonnen leicht zu schneien. Der Winterdienst streute Salzlauge und die Scheibenwaschanlegen beider Krankenwagen froren ein. Die Sicht wurde immer schlechter …

Wer die A 3 von Deutschland nach Österreich kennt weiß, dass die Brücke über den Inn die Landesgrenze bildet. Beim letzten Scheibenputzhalt vereinbarten wir, dass die erste Tankstelle nach der Grenze unsere sein sollte, da die Nadel der Tankanzeige im letzten Viertel stand. Exakt zu Beginn der Brücke, zwischen Deutschland und Österreich stotterte Krankenwagen Nr. 2, der Tank war leer. Und Krankenwagen Nr. 1 war auf und davon! Wie gut, dass es Handy gibt. Also: Krankenwagen Nr. 1 erst betanken, dann wieder zurück nach Deutschland, erste Abfahrt runter, wieder auf die A 3 und Krankenwagen Nr. 2 zur Tankstelle schleppen. Dank Ferndiagnose und Pannenhilfe von Andreas, unserem Autohändler, bekamen wir den Diesel auch nach ca. 1 Stunde wieder ans Laufen.

Inzwischen wurden die defekten Scheibenwaschanlagen immer mehr zu einem (Sicherheits-) Problem. So fuhren wir vorsichtig noch bis Sankt Pölten zu Freunden. Dort kamen wir gegen 15:00 Uhr an, reparierten beide Autos, tankten sie wieder voll und durften dann dort in einem herrlich warmen Haus, inklusive bester Verpflegung auch übernachten! Was für ein Segen!

Mittwoch ging es dann gegen 9:00 Uhr weiter (es gab ja so viel mit Jörg und Bettina zu erzählen und der Abschied fiel schwer). Beide Krankenwagen sprangen an, obwohl auch hier das Thermometer deutlich unter – 15 Grad Celsius anzeigte. Ohne Zwischenfälle ging es auf schneefreien Straßen durch Österreich und Ungarn, bis Budapest auf der Autobahn und dann auf der Landstraße zur rumänischen Grenze bei Oradea. Gegen 17:00 Uhr erreichten wir Rumänien und stellten die Uhren um eine Stunde vor. Lothar hat in Rumänien viele Kontakte zu Christen, er bereiste das Land ja schon vor der Revolution.

So ging es also von der Grenze direkt zu Freunden in Oradea. Aber hier waren nicht alle Straßen vom Schnee geräumt. In den Seitenstraßen fuhren wir wie auf Schienen. Endlich erreichten wir unser Ziel und fanden auch Parkplätze für unsere Krankenwagen (die natürlich für Aufsehen in den kleinen Straßen sorgten) in relativer Nähe unserer Gastgeber. Wieder genossen wir die Gastfreundschaft, ein warmes Dach über dem Kopf, sogar ein warmes Abendessen und dann ein Bett! Draußen fiel das Thermometer in der Nacht unter – 18 Grad Celsius, aber wir genossen die Gastfreundschaft und Wärme unserer Freunde. Die Verbundenheit der Christen über Landes- und Sprachgrenzen hinweg ist eine von vielen Bestätigungen, dass die Botschaft der Bibel wahr und erlebbar ist. Ein kleines Stück Himmel auf der Erde!

Donnerstag, 8:00 Uhr rumänische Zeit: Wir starteten, bzw. wollten starten, denn diesmal sprang Krankenwagen Nr. 2 nicht an. Auf engstem Raum, auf verschneiter Straße und bei starkem Frost hieß es also anschleppen. Wie gut, dass wir inzwischen Übung hatten. Und in dem allgemeinen chaotischen Berufsverkehr von Oradea passte sich das Krankenwagengespann irgendwie gut an. Noch einmal ein Hupkonzert als wir stehen blieben (natürlich auf der einzig befahrbaren Spur) um das Seil zu lösen, dann konnten wir wieder hintereinander, aber jeder aus eigener Kraft, weiterfahren. Nun ging es ohne Pannen und größeren Pausen die letzten 640 km bis nach Bârlad und dort in das Kinderheim „Betania“. Dort kamen wir gegen 22:15 Uhr an. Zwar hatten wir die Kälte gespürt und den ein oder anderen Unfall, waren aber wohlbehalten, ohne jemals in eine brenzlige Situation zu kommen in Bârlad angekommen. Zufall? Nein, da sind sich alle einig. Wir sind von Gott begleitet und bewahrt worden. Ein kurzer Blick auf die Nachrichten dieser Tage zeigt, wie viele Menschen infolge der Kälte und der großen Schneemengen, die vor allem in den südlicheren Landesteilen gefallen sind, krank, verletzt oder teilweise sogar gestorben sind. Unser Vater im Himmel, wir danken für Deine Bewahrung!